Eberhard Cohrs wird am 4. Januar 1921 in Dresden geboren. Seine Eltern besitzen eine kleine Hutfabrik, in der seine Mutter als Modistin arbeitet. Sie ist die fröhliche, auf allen Festen gern gesehene Stimmungskanone. „Hoffentlich kommt Alma auch!“ heißt es, wenn es um eine Feier geht. Eberhard wächst als behütetes Einzelkind auf; seine Eltern sind gut situiert. Man hat sogar eine Badewanne im Haushalt – für damalige Verhältnisse durchaus nicht die Norm. Für den kleinen Jungen aber höchst peinlich, wenn Mutter den Spielenden aus dem Kreis seiner Freunde mit dem Ruf reißt: „Eberhard, raufkommen, baden!“

Nach der Schulzeit kommt der vierzehnjährige Cohrs in die Lehre. „Gegessen wird immer“, befinden die Eltern. Eberhard wird Bäcker und Konditor. Im Krieg eingezogen, kommt er nach Finnland. Dort wird er zum Verlegen von Telefonkabeln eingesetzt. Der Kompaniechef mag den „kleinen“ Soldaten und hält seine schützende Hand über ihn. Niemand in der Truppe kann mit seinen Späßen die Kameraden so bei Laune halten. Nichtsdestotrotz bleiben Eberhard in den eiskalten finnischen Wintern die bitteren Erfahrungen der Erfrierung und der Amputation zweier Fußzehen nicht erspart.

Nach Kriegsende kommt er in sein Elternhaus zurück, wo er nur noch seinen sterbenden Vater vorfindet. Seine Mutter ist bereits während des Krieges durch Brandbomben umgekommen. Eberhard entschließt sich zu einem Berufswechsel, er möchte sein Talent für die Bühne nutzen. Für sein erstes Engagement als Komiker bekommt er eine Gage von 15 DM. Aber das soll sich sehr bald ändern: mit den ersten Rundfunksendungen wächst seine Popularität. Sein Name ist weithin bekannt, nur weiß kaum jemand, wie er aussieht. Das führt zu Verwechslungen, wie ein Namensvetter berichtet:

Der Komiker Eberhard Cohrs und der Pfarrer Eberhard Cohrs kennen sich persönlich noch nicht. Der humorvolle Pfarrer aus Beeskow bedauert das sehr. Verdankt er doch seinem prominenten Namensvetter 'ne Menge turbulenter Verwechslungsgeschichten. Die erste muss wohl 1959 gewesen sein. E.C. kannte E.C. nur vom Rundfunk.

E.C. fuhr also in jenem Jahr mit seinem Dienstwagen nach Berlin. Auf der Friedrichstraße/Ecke Leipziger Straße bog er links ab. Bei Rot! Ein Polizist hielt ihn wütend an. Beim Blick in die Ausweispapiere wurde er stutzig. „Sind Sie’s wirklich?“ fragte er mehrmals. E.C. nickte. Von der Echtheit der Papiere überzeugt, klopfte der Polizist ihm auf die Schulter und sagte freundlich: „Aber bei Rot halten Sie künftig bitte an.“

 

„Gott sei Dank kannte der Polizist damals E.C. auch nur vom Rundfunk. Sonst wäre ihm aufgefallen, dass ich ein bisschen größer und ein bisschen jünger bin“, meint der 61-Jährige verschmitzt lächelnd, spricht ’s und hat die nächste Story parat:

Anfang 1975 bestellte E.C. per Telefon ein Zweibettzimmer im Warnemünder Hotel
„Neptun“. Die Auswirkungen seines Namens ahnend, sagte er gleich, dass er nicht der gewisse E.C. ist. Die Hotelleute interessierte das wenig. Als E.C. mit einem Freund dort auftauchte, bekam er ein italienisches Zimmer, in dem ein Doppelbett mit einer (!) Decke und ein riesengroßer Nelkenstrauß standen.

Inzwischen war die Rezeption ob des Aussehens stutzig geworden und schickte flugs einen Klempner in Cohrs’ Zimmer. Der sollte lediglich herausfinden, ob’s  d e r  E.C. ist. Und da er es nicht war, musste der Nelkenstrauß wieder aus dem Zimmer verschwinden. Bett und Decke durften bleiben.„Aber das allerbeste Ding erlebte ich 1977“, meinte E.C.

E.C. wollte wieder einmal Urlaub machen und fuhr nach Dresden. Kaum war er im Hotelzimmer angekommen, klingelte das Telefon. Die Konzert- und Gastspieldirektion hing am anderen Ende der Strippe und erkundigte sich aufgelöst, warum er nicht zu seinem Auftritt komme. – Später hat E.C. erfahren, dass E.C. diese Veranstaltung sausen ließ, weil er just an diesem Tag in den Westen gegangen war. Als sich die beiden Cohrs nach der Wende tatsächlich persönlich treffen, erzählt Pfarrer E.C. dem Eberhard Cohrs diese Begebenheiten.

Mit dem Fernsehen konnte es solche Verwechslungen nicht mehr geben, und der Aufstieg zum Megastar der DDR war nicht mehr aufzuhalten.

Übrigens: Wenn der Cohrs eine zeitlang nicht im Radio zu hören oder im Fernsehen zu sehen war, hieß es gleich: „Der sitzt!“ Bei der frechen Schnauze wäre das absolut kein Wunder gewesen. Tatsächlich ist das jedoch nie der Fall gewesen.

 
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